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Gleichenstraße 48, 99867 Gotha
Themen: Beruf, Projekte, Unternehmen, Lernen, Bau, Unterstützung, Entwicklung, Industrie, Technik, Metall
Gotha, den 08.08.2017
Der/die klassische Ausbilder/-in wechselt in die Rolle des/der Lernbegleiters/-in. Das Arbeitsfeld eines/einer Lernbegleiters/-in in der beruflichen Bildung beschränkt sich nicht mehr ausschließlich auf formale Lernprozesse wie zum Beispiel Frontalunterricht, sondern vermittelt auch informell berufliche Fertigkeiten und Kompetenzen – Lernen durch Erfahrungen. Die Wissensvermittlung in Form von Anleitung und Nachmachen rückt aus dem Mittelpunkt und wird ersetzt durch handlungs- und prozessorientierte Methoden. Die Ausbilder/-innen fördern die Auszubildenden individuell und befähigen sie zur Selbstlernkompetenz. Auszubildenden soll somit ermöglicht werden, eigenständig ihre Handlungsfähigkeit zu stärken und durch Erfahrungen zu lernen. Dies geschieht auf eine auf den Einzelnen abgestimmte Lernweise.
Die Aufgaben des/der Lernbegleiters/-in sind individuell auf die lernende Person abzustimmen. Es werden gemeinsam mit dem/der Auszubildenden Zielvereinbarungen getroffen und nach Lernwegen gesucht, um ausgewählte Aufgaben, die aus dem realen Betriebsablauf stammen, in eigenständiger Bearbeitung zu meistern. Lernprozesse müssen individuell strukturiert werden, um auf die Individualität des/der Lernenden, z.B. Lerngeschwindigkeit, Vorwissen/ Kenntnisse oder Fähigkeiten eingehen zu können. Der Lernbegleiter/-in nimmt dabei eine beobachtende, motivierende, systematisch-begleitende und beratende Rolle ein. Er/Sie muss Probleme im Lernprozess erkennen, diese in Gesprächen gemeinsam mit dem/der Auszubildenden analysieren und Lösungswege aufzeigen.
Die Transformation des Ausbilders/-in zum Lernbegleiter/-in geschieht auf vier Ebenen. Der Lernbegleiter/-in ist zum einen Moderator/-in. Die Kommunikation rückt dadurch in den Mittelpunkt. Der/Die Lernbegleiter/-in muss seine kommunikativen Fähigkeiten ausbauen und als Moderator/-in anwenden. Vor allem Lernerfolge werden durch ihn/sie kommuniziert und weitere Bedarfe ermittelt. Daneben nimmt der/die Lernbegleiter/-in in Problemsituationen die Rolle des/der Problemlösers/-in ein. Gerade in der Zukunft werden in Unternehmen durch technische Veränderungen Cyber-Physische-Systeme zum Einsatz kommen. Komplexe Probleme mit diesen Programmen werden durch den/die Lernbegleiter/in zu lösen sein.
Auszubildende werden in Lerninseln durch den/die Lernbegleiter/-in intensiv betreut. Diese Coachingfunktion beinhaltet die bereits erwähnte Unterstützung des/der Auszubildenden zur Befähigung zum selbstgesteuerten Lernprozess. Der/die Lernende wird in seinem Entwicklungsprozess insoweit unterstützt, dass seine Potentiale erkannt werden, gemeinsam mit ihm/ihr Zielvereinbarungen getroffen und Wege zum Erreichen des Zieles aufgezeigt werden. Der/Die Lernbegleiter/in gibt dem/der Auszubildenden nicht nur einfaches Feedback, sondern findet gemeinsam mit ihm/ihr Möglichkeiten zur Optimierung und somit zum weiteren Ausbau der Kenntnisse und Fertigkeiten. Auszubildende sollen daneben die Möglichkeit erhalten, durch selbst begangene Fehler zu lernen. Im Gegensatz zu klassischen Lernmethoden werden Fehler im Konzept „Lerninsel“ als Lernchancen gesehen.
Mit genannten verschiedenen Rollen des/der Lernbegleiters/in nimmt er/sie letztendlich auch die Tätigkeit des Qualifizierers/-in ein, jedoch mit verändertem Verständnis des Lernens und Vermittelns von Wissen.
Unterstützung durch das Projekt:
Abschließend lässt sich sagen, dass die umwälzenden Veränderungen im Zuge der Digitalisierung in kleinen und mittleren Unternehmen¹ ebenfalls zur Folge haben werden, dass pädagogische Modelle in der betrieblichen Bildung angepasst werden müssen.
Bei dieser Umstellung wird das Projekt „A 4.0 – betriebliche Bildung für die Industrie 4.0“ das Ausbildungspersonal dabei unterstützen und begleiten, die berufliche Bildung den Anforderungen der Einführung der 4.0 – Produktion, vor allem in der Metall- und Elektrotechnik anzupassen. Dies kann mit unterschiedlichen modernen, prozessorientierten Lernformen erfolgen, die das Lernen und Arbeiten in der Arbeitswelt direkt miteinander verbinden, wie zum Beispiel das Projektlernen oder die Leittextmethode. Gruppenorientierte Lernmethoden wie Qualitätszirkel, Lernstatt oder eben auch die Methode der Lerninsel sind Möglichkeiten, in denen sich selbstgesteuertes Lernen umsetzen lässt.
Die Lerninsel wird ein zentraler Bestandteil des Projektes sein, um so die vernetzte und digitalisierte Produktion möglichst plastisch darstellen zu können. Prozessorientiertes Lernen lässt sich als Steigerungsform des handlungsorientierten Lernens verstehen. Dies wird um das Verständnis der Gesamtzusammenhänge entlang der Wertschöpfungskette erweitert. Gerade in der Berufsausbildung ist eine prozessorientierte Organisationsstruktur unumgänglich.
¹ Kleine Unternehmen sind Unternehmen, die weniger als 50 Mitarbeiter beschäftigt haben. Mittlere Unternehmen haben dazu im Vergleich bis zu 250 Beschäftigte. Kleine und mittlere Unternehmen werden in der Literatur, so auch im vorliegenden Konzept mit KMU abgekürzt. (vgl. Europäische Union 2015)
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